Der Supergau

Planmässige Eröffnung dennoch möglich.

Was den Delegierten der beteiligten Gemeinden Bassersdorf, Dietlikon, Nürensdorf und Wallisellen vom 3. Juni 1980 im Gemeindehaus Dietlikon noch recht und gut erschien erwies sich in der Zwischenzeit als faules Ei. Allfällige Wenn- und Aber-Einwendungen von Seiten der Exekutivbehörde des Zweckverbandes wurden vom Fachmann der Air Project AG heruntergespielt, so dass von einer Täuschung der Bauherrschaft gesprochen werden kann. Die Zweifel am Know-how des Projektverfassers verdichteten sich, als er an der von ihm erstellten Schiessanlage Wädenswil in einigen Belangen wie Erdbau und Sichtblenden mit enormen Schwierigkeiten zu tun bekam. Da die Bau- und Betriebskommission bestrebt ist alle Risiken auszuschalten, liess sie unabhängig vom Projektverfasser verschiedene Konzeptgrundlagen überprüfen. Wie in unserer Freitagsausgabe bereits kurz angetönt, war die Überraschung perfekt: Das Bauprojekt ist unbrauchbar.

Der von der Bauplan AG Zürich ursprünglich als Terminmanager beigezogene Hans Schmid musste unter Beiziehung weiterer kompetenter Fachleute erkennen, dass an einem Baubeginn, wie das Projekt ihn vorsah, nicht zu Denken sein konnte. Das Baugelände zeigte sich nach den Detail-Untersuchungen gar nicht mehr so ideal, wie ursprünglich angenommen. Wegen Grundbruchgefahr - das bedeutet ein Versinken der Erdwälle in den Schlammtümpeln der Kiesgrube - könnten die Erdwälle nicht wie vorgesehen geschüttet werden. Durch eine leichte Abdrehung der Anlage kann nun der nordseitige Flurweg als natürlicher Schutz benützt werden. Auf der 300 Meter langen Südseite (Seite Wallisellen) wird der Deponiehaufen (zur Hauptsache aus schlechtem Bauschutt bestehend) den Bedürfnissen angepasst. Bei der Transportpiste in der Grube wird ein 12 Meter hoher Kugelfang aufgeschüttet, der mit der Blende für einen optimalen Schutz sorgen wird. Die Zufahrt zum Kiesabbau der Firma Kibag wird neu hinter dem projektierten Schützenhaus erfolgen, was eine breite Waldschneise bedingt. Offenbar zu wenig Aufmerksamkeit hat der bisherige Projektverfasser dem Entwässerungsproblem geschenkt. Dass das Meteorwasser in einer Sickergrube aufgefangen werden kann, erwies sich als Fehlanzeige. Da die ganze Anlage bis zu sechs Meter unter das Waldterrain-Niveau zu liegen kommt, muss bei ungenügender Entwässerung mit einer Überflutung gerechnet werden. Das bedingt nun Auffangbecken, von denen das Wasser in die Kanalisation gepumpt werden muss. Schliesslich wurde eine Versetzung des Schützenstube- und Munitionstraktes nach der Nordseite der Schiessanlage vorgenommen, was bedeutet, dass der im südlichen Zipfel liegende 25 Meter Stand bei Bedarf eine Erweiterung erfahren könnte.
Bauausführung wird wesentlich teurer.
Auf die unumgänglichen Mehrkosten angesprochen (auch die Teuerung hat sich seit der Kreditsprechung wieder angezogen) wollten sich weder Gemeinderat Friedrich Schneider als Präsident der Bau- und Betriebskommission noch Projektleiter Hans Schmid zu Zahlen äussern. Sicher ist, dass die technisch und fachlich richtige Lösung der Probleme erhebliche Mehrkosten verursacht. Es werden, so schätzt Hans Schmid, 30 oder mehr Prozent der bisher bewilligten 3,3 Millionen Franken sein. Nach dem Abschluss der Submissionsverträge wird der von den Verbandsgemeinden genehmigte Kostenvoranschlag neu überarbeitet. Die Bau- und Betriebskommission hofft jedenfalls, die Nachtragskredite (als Weihnachtsgeschenk) noch in diesem Jahr beantragen zu können.
Optimismus beim Bautermin.
Trotz der unerfreulichen Situation zeigten sich Hans Schmid und Gemeinderat Friedrich Schneider betreffend die Einhaltung der Bautermine recht optimistisch. Das gesteckte Ziel soll, sofern keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten erneut einen Stopp verursachen, erreicht werden, nämlich die Inbetriebnahme der Anlage vor dem kantonalen Schützenfest im Juli 1982. Der Terminplan sieht übrigens den Aushubbeginn auf Januar 1981 vor. Im März gleichen Jahres soll der Baubeginn des Schützenhauses vorgenommen werden. Die Betriebsbereitschaft ist für April 1982 vorgesehen.
Aus 'Der Zürichbieter' vom 3.11.1980; Abschrift durch Rathgeb Willi.

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